Margarethe Jungmann (1721-1793)

[1]Ich bin gebohren Anno 1721 den 13t Sept. zu Frankenthal in
der Pfalz, woselbst mein Vater Johannes Bechtel Bürger u. Mei-
ster war, (seines Handwerks ein Drexler.)  Meine Mutter, eine gebohr-
ne Marret ist wegen der Religion aus Frankreich vertrieben, sie
waren beyde Reformirt {u} ließen mich daher in der reformirten
Kirche taufen.  Weil mein Vater viel von America gehört, so resol-
virte er mit seiner Familie dahin zu ziehen,  er unternahm also die-
se Reise mit meiner Mutter (u. 3 Kindern) meinen 2 ältsten Schwe-
stern u. mir; (ich war damals im fünften Jahr,)  im Frühjahr {1726} (traten
wir die Reise an) u. {wir} kamen noch daßelbe Jahr in Philadelphia an,
wir kauften ein Stück Land u. Haus in Germantaun wo wir {als} dann
wohnten.  Mein Vater, der erwekt (u. sehr unruhig in seinem Herzen) war,
u. noch den rechten Weg zur Seligkeit nicht wußte, gab uns
Kindern eine sehr strenge u. gesezliche Erziehung, (er hielt uns so,)
daß wir gar keine Gemeinschaft mit andern Kindern haben durf-
ten, sondern fast beständig, besonders aber des Sonntags, geistliche
Bücher lesen mußten, (als die Biebel, Arndts wahres Christenthum,
Gesang Bücher xc.)  Wir hatten alle Morgen u. Abende unsre Haus-
Andacht, da uns mein Vater jedesmal erst ein Capitel aus der
Biebel vorlas, u. denn auf die Knie fiel u. da oftmals eine ganze
Stunde laut betete, daß er mehrmalen drüber in Ohnmacht fiel.
Daß{s} brachte mich oft in große Angst u. Verlegenheit, weil ich dachte,
so fromm würde ich wol niemals werden<.>{,}[2]  J{j}ede gerege {unrechte} Handlung/// die ich vornahm, nahm ich mir sehr genau, weil ich glaubte mich damit
versündigt u. den lieben Gott beleidigt zu haben.  Wenn ich denn {aber}
die Leidens Geschichte des l. Hlds. aus dem neuen Testament gelesen {las},
so war es mir so wohl in meinem Herzen, daß ich manchmal
darüber fast ganz außer mir war {doch} es währte aber niemals lange,
so kam meine Angst u. u{U}nruhe wieder<,>{.} w{W}eil ich mich nun Tag und Nacht
damit plagte, so kam es endl. so weit, daß ich beynahe zum Sterben
krank geworden, (die unruhe meines Herzens nahm dabey so zu, daß
ich mich nicht zu laßen wußte, sondern fast meinen Verstand ver-
lohren hätte.)  ich wendete mich denn in meiner Noth zum l. Gott,
(weil aller Zuspruch u. Trost meines Vaters nicht helfen wollte) ver-
sprach Ihm ein beßres Leben zu führen und fromm zu werden;
bat Ihn {auch} mit vielen Thränen, mich doch wieder gesund zu machen u.
nicht eher sterben zu laßen, bis ich mich bekehrt hätte, ich wurde
reichl. von Ihm getröstet u. (wurde) auch wieder gesund.  (Darauf
verließ mich die Angst meines Herzens zuweilen ein wenig, aber
ich konte doch noch zu keiner rechten Ruhe gelangen.)  Im Jahr 1741.
kam der Graf Zinzendorf von Europa in Philadelphia an, er
schrieb sogleich an meinen Vater, daß er zu ihm kommen sollte, er
möchte ihn gern sehen und sprechen;  mein Vater war anfangs be-
denklich darüber, u. schien keine Lust dazu zu haben, auch suchten
andre Leute (als Separatisten u. inspirirte, mit denen er viel
umgang hatte) ihn abwendig zu machen.  ich aber war von Freuden/// ganz übernommen, ließ ihn daher keine Ruhe, bis er mir versprach zu
gehen, ich holte ihm selbst sein Pferd vom Felde, sattelte es u.
nun that er es mir zu lieb, daß er (sich drauf sezte u.) nach Phil.
ritte.  Ich hatte ein ganz eignes Gefühl in meinem Herzen über die
Ankunft des Grafen u. wußte nicht warum.  Nun kam mein Vater
so {sehr} geschwind wieder zurücke, das machte mich sehr verlegen; aber zu
meiner grossen Freude kam der Graf den andern Tag ihm nach u.
zu uns ins Haus<,>{.}  so bald ich ihn sahe, war ich überzeugt, daß er
ein wahres Kind Gottes wäre, und wünschte nur, gleich recht viel
vom ihm zu hören.  Den Sonntag drauf predigte er in der reformirten
Kirche mit Geist u. Kraft; was ich dabey gefühlt, kan ich nicht beschrei-
ben.  Das Evangelium von des l. Hld. Sünder Liebe drang mir so {tief} ins
Herz, besonders die Verse: Ihr dürft so wie ihr seyd zum Lamme
kommen, u. kommt ihr nur, so werd’t ihr angenommen; <i>{I}hr mögt so sündig
seyn, so voller Schanden; so ist ein dürstend Herz nach euch vorhan-
den.  welche ich mir sehr oft wiederholte<,>{.}  i{I}ch stellte mich {nun} dem l.
Hld. so sündig u. verdorben, als ich mich fühlte, dar, u. kriegte von
Ihm Vergebung meiner Sünden.  Bald hernach miethete der Graf in
Germantaun ein Haus, welches eine Anstalt für die Kinder wurde,
dadurch kam ich denn in nähere Bekantschaft mit den Geschwistern,
welche mit ihm ins Land gekommen, besonders mit den 2 Schw.
Anna Nitschmann und seiner Tochter Benigna[3] welches mir gewiß/// zum großen Segen für mein Herz war.  Auch war es mir eine beson-
dere Gnade, daß ich dann u. wann eine Nacht bei den Kindern wachen
durfte.  Als hernach die Gem. in Bethlehem eingerichtet wurde,
zogen die Geschw. alle dahin, das that mir sehr schmerzl., denn ich
kam mir nun wie verlaßen vor, u. dachte, nun wird wol aus meiner
völligen Bekehrung nichts (mehr) werden, (ich wußte mich eben noch
nicht so ganz an den Hld. zu halten.)  Bald darauf gab mir mein
Vater Erlaubniß, mit meiner Mutter auf einen Besuch nach Beth-
lehem zu gehen; da machte sichs nun so, daß grade die Gem. das
h. Abendmahl hatte {u.} meine Mutter u. ich durften dabey zusehen,
Ich war von der Gnade, die dabey waltete, so hingenommen, daß ich
nichts konte als weinen, (merkwürdig war es mir, daß es mir vor-
her, da ich noch zu Hause war, eben so im Traum vorkam wie ich
es nun gesehen) nun wünschte ich nichts mehr als, daß ich gleich hier
bleiben u. als ein Glied der Gem. angenommen werden möchte.
Darauf ließ mich der {sel.} Graf zu sich kommen, fragte mich, was ich
im Sinn hätte u. was mein Verlangen wäre {u.} ich hatte nun Gelegen-
heit, ihm meine ganze bisherige Führung und mein Anliegen zu sa-
gen, er schrieb gleich an meinen Vater, daß ich zur Gem. gehörte
u. nun hier bleiben sollte; {aber} meinem Vater war das nicht nach sei-
nem Sinn, er schrieb so gleich zurück, ich sollte ohne Verzug nach Hause
kommen, welches denn geschehen mußte.  Einige Wochen darauf reiste
/// der Graf wieder nach Germantaun, redete mündl. mit meinem
Vater, gab sich meinetwegen viel Mühe, mußte aber wirkl. ernst-
hafte Vorstellungen brauchen, ihn zu überreden<,>{.}  e{E}ndl. lenkte der
l. Hld. das Herz meines Vaters so, daß er mich selbst zur Gem.
nach Beth. brachte, welches zu meiner grossen Freude u. Beschä-
mung war.  Ich wurde so gleich in die Gem. aufgenommen, gelangte
auch bald zum h. Abendmahl<,> ich war aber kaum etliche Monate
hier, so wurde mir die Heyrath mit meinem ersten Mann, dem sel.
Br. Büttner angetragen, der damals Prediger in Tolpehaken war,
w{W}eil ich nun völlig in den Willen des Hlds. ergeben war, so war
ich gleich willig dazu, u. wir wurden vom sel. Jünger getraut, ein
paar Tage drauf wurde ausgemacht, daß wir unter die Indianer
nach Schekomeko gehen sollten, wir traten unsre Reise an u.
kamen auch bald daselbst an.  Nun kan man sich aber doch vorstel-
len wie mir zu muthe war, (ich wußte selbst noch nicht recht was
ich wollte) den Hld. u. die Gem. wußte ich noch nicht genugsam zu
schäzen, und sollte andern Seelen zum Segen seyn, dazu kam noch
dieses; in meiner Eltern Hause hatte ich alles was ich begehrte, u.
nun sahe ich mich in die bitterste Armuth versezt; gar manchen tag
wußten wir kaum, wo wir etwas zu eßen finden würden, diese u.
gar manche andre Umstände machten, daß es bey mir sehr durchein-
ander ging.  Weil ich aber die Sprache der Ind. sehr hurtig lernte,
auch gleich die Ind. so {sehr} lieb kriegte, u. wiederum von ihnen geliebt/// wurde, so hat mich daß{s} wieder aufgemuntert und mir meinen Gang
sehr erleichtert, wenn ich denn zurücke dachte; wie mich der l. Hld.
von Jugend auf geführt; wie ofte er sich gnädig an mir bewiesen,
wie Er mich bey so vielen Schwierigkeiten zur Gem. gebracht xc.
so {Ich} konte ich nicht anders, als Ihm von ganzen Herzen für meine
Gnadenwahl (bis daher) danken.  Als ich nun noch nicht ganz 3 Jahre
hier gewesen, hatte ich den großen, u. mir fast unüberwindlich
scheinenden Schmerz, daß mein l. Mann, der schon lange an der aus-
zehrung krank gewesen, heimging, den 23t Febr. {45} da ich im sechsten
Monat Schwanger war.  Im März reiste ich dann mit Geschwister
Martin Maks u. ihrem Kind, der Schw. Postin und ihrem Kind zu
unserem großen Schmerz, das{ß} wir nun die l. Ind. Gem. verlaßen
mußten, von Schekomeko nach Beth. ab<,>{.}  w{W}ir hatten unterwegs
von feindlichen Leuten viel auszustehen, wie in der Ind. Histo-
rie etwas davon zu finden ist.  Im Juny wurde ich glückl. von ei-
nem Söhnlein entbunden, aber 3 Wochen nachher nahm {es} der l. Hld.
mein Söhnlein schon wieder zu sich, das war nun wieder eine neue
Probe vor mich.  Ich konte mich damals fast nicht in die Wege des
l. Hlds finden, u. wußte kaum was ich dazu denken sollte.
Noch daßelbe Jahr den 24t. Aug. nach altem Styl. wurde ich zum
zweyten mal getraut mit meinem nunmehrigen Mann, {Joh.Georg Jungmann}.  wWir reisten
ein paar Tage drauf nach Friedrichstaun, um daselbst in der Kinder///Anstalt zu dienen {u.} das Jahr drauf schenkte uns der l. Hld. ein
Töchterlein:  als {aber} daßelbe 1/4 Jahr alt war, kriegten wir einen Ruf
nach Gnadenhütten zu der Ind. Gemeine, welchen wir annahmen
u. dahin zogen<,>{.}  w{W}ir haben 6 Jahre daselbst gedient{.}  {(}unter der
Zeit war ich eine Weile in Bethlehem u. kan diese Zeit nicht
unberührt laßen, weil sie mir unvergeßl. bleiben wird, es war
neml. in dem Jahr, da das erste Aeltesten Fest hier gefeyert
wurde, welcher Tag mir so {sehr} ausgezeichnet war; denn da wir in der
ersten Versammlung auf den Knien vor unserm l. Hld. lagen,
u. ich ganz besonders meine Armuth u. Elend fühlte, da war
mirs, als hörte ich den l. Hld. ganz verneml. zu mir sagen,
“deine Schmach ist Mein, Mein Verdienst ist dein, du sollst
selig seyn”, was ich dabey in meinem Herzen gefühlt das geht
über alle Beschreibung, es war der seligste Augenblick meines
Lebens.  Diese Gnade hat mich seit der Zeit immerfort begleitet,
u. der Bund, den ich u. mein lieber Heiland damals miteinander
gemacht, ist seitdem gar sehr oft erneuert, ich werde Ihm noch
in der Ewigkeit davor danken,  Es war auch immer wieder mein
Trost, wenn ich verlegen und bekümmert über mich selber war.)
Darauf zogen wir wieder nach Bethlehem, hier thaten wir uns
eine Weile etwas zu gute, an der Gnade, die in der Gemeine
waltete, dann kriegten wir einen Ruf nach Pachgatgoch in
Neu England, wir traten ganz erquikt und gestärkt unsre Reise
an, und dienten bey dem Ind. Gemeinlein daselbst dritthalb/// Jahr<,>{.}  e{E}s war die erste 2 Jahre eine sehr selige Zeit, bis der dama-
lige Krieg große Confusion unter unsern Ind. Geschwistern gemacht
hat, wir wurden denn von Geschw. Schmiks abgelöst, u. kamen wie-
der zurück nach Bethlehem.  Darauf zogen wir nach  Christiansbrunn
wo wir anderthalb Jahr in der Wirthschaft dienten.  Von da kamen
wir wieder nach Bethlehem;  hier übernahmen wir die Seiffen Sie-
derey u. blieben 9 Jahre da:, dann kriegten wir einen Ruf unter
die Ind. nach   Wihilusing  an der Susquehannah  {u.} bey unsrer ab-
fertigung wurde ich zur  Diaconisse eingesegnet.  w{W}ir waren andert
halb Jahre da, kamen darauf nach Bethlehem, wo wir einen kur-
zen Besuch bey unsern Kindern u. der Gem. machten, {u.} feyerten
auch unser Chor Fest, u. {dann} reisten darauf {1769} aufs neue gestärkt über
Pittsburg nach  Languntotenunk ab, auf welcher Reise ich ganz beson-
dre Bewahrung erfahren, indem ich 2 mal vom Pferde fiel, das eine
mal so gefährl. daß mein l. Mann nicht wußte, ob ich wieder zum
Leben kommen würde, weil ich eine gute Weile wie todt da lag:  es
war kein geringer Schrecken für ihn, da wir ganz allein u. im dicken
Busch waren.  Wir kamen denn bey Br.  Dav. Zeisberger u. der Ind.
Gem. an, zu beydeseitiger großer Freude.  Als wir daselbst
anderthalb Jahre gewesen, zogen wir {dem} Br.  Zeisberger nach an die
Muskingum, er hatte zuvor schon den Anfang daselbst gemacht
zu einer Ind. Gemeine, wir waren bey 5 Jahren da, bis u. zogen
darauf noch weiter nach Lichtenau, wo Br. Zeisberger auch schon
den Anfang gemacht hatte.  Wir blieben da, bis der Krieg/// zwischen den  Americanern  u. Indianern ausbrach, welcher bey
uns viel u{U}nruhe verursachte.  Eines Tages kam der  Capitain mit
5 seiner Krieger in unser Haus, wir wußten nicht was er im
Sinne habe, er sahe uns an, war sehr freundl., gab uns die Hand,
u. ließ seine Krieger auch einem jeden die Hand geben, sie hielten
sich ein paar Minuten bey uns auf u. gingen dann fort, wir hörten
hernach, daß sie nach  Weeling in den Krieg gehen wollten gegen
die weißen Leute, (den nächsten Tag sollten ihnen 50 folgen u.
so eine Parthie nach der anderen u. alle durch unseren Ort.)  Es kam
daher den Geschwistern bedenkl. vor, uns länger hier bleiben zu
laßen, weil ich die einzige weiße Schw. hier war, u. wurde re-
solvirt daß wir{,} vor {für} die Zeit, nach Beth. gehen sollten<,>{.}  w{W}ir muß-
ten also denselben Abend noch unsre Reise durch den Busch antre-
ten, 6 Ind. kriegten wir zur Begleitung mit, einer davon mußte
immer eine Meile voraus reiten um zu sehen ob es sicher wäre, wir folgten
ihm denn, u. kamen den Abend noch 6 Meilen, (erst hatten wir ein wenig
Mondschein, darauf wurde es so dunkel, daß wir nicht weiter kommen
konten, sondern unsre Pferde anbinden{,} mußten u. die ganze Nacht
da sitzen mußten unter den Bäumen,) wir durften kein lautes Wort
zusammen reden, auch kein Feuer machen{:}  das war eine lange Nacht<;>{:} endl.
wurde es tag, wir brachen auf u. reisten bis an die Muskingum Creek.
w{W}o wir durch sollten<,>{:} aber unsre begleiter gingen {auch} einer nach dem an-
deren hinein, fanden aber zu ihrer Verwunderung, daß sie nicht zu
paßieren ware, außer daß die Pferde schwimmen müßten, sie konten/// nicht begreiffen, daß die Creek so angelaufen war zu der Jahres Zeit
(es war im August) da es doch lange nicht geregnet hatte, sie resolvir-
ten daher, den Weg zu Land, durch den Busch zu gehen, wo wir wol aus
10 Meilen 20 machen mußten, das ging über Berge, Thäler, Gebüsch
u. u{U}nkraut, daß{s} höher als die Pferde war, so daß wir mit vieler
Gefahr durchkamen {u.} den folgenden tag kamen wir nach  Gnaden-
hütten<,>{.}  a{A}ls wir aber vom Pferde abstiegen, sahen uns dieselben Krie-
ger, die vorher bei uns im Hause waren, von denen wir gehört,
daß sie nach Weeling marschiert wären,  der Unter-Captain befahl
sogleich, sie sollten feuer auf uns geben, weil er geglaubt, wir
kämen von  Pittsburg, aber der Ober-Captain hörte das im Hause,
schrie gleich, sie sollten stille halten, er wolle erst sehen, was es für
Leute wären, wir gingen zu Geschw. Schmiks ins Haus, er kam uns
nach, kante uns gleich, fragte:  wo wir hin wollten?  Br. Schmik gab
ihm zur Antwort<,>{:} w{W}ir wären seine Freunde, u. wären gekommen ihn
zu besuchen<,>{.}  Er sagte, es wäre alleweile keine Zeit dazu, denn hätten
seine Krieger uns im Busch angetroffen, sie hätten uns auf der
Stelle ums Leben gebracht.  Die Nacht blieben wir bey Geschw.
Schmiks, da kam ein Bote in der grösten eil, welchen Br. Dav.
hergeschickt um zu fragen, ob wir glückl. hier angekommen wären, er
war so {sehr} erschreckt, als er gehört, daß die Krieger mit etlichen Gefan-
genen u. Scolps denselben Weg zurück gekommen, den wir haben ge-
hen wollen.  n{N}un wurde es uns klar, warum wir nicht haben können
die Creek paßieren, wir dankten dem l. Hld. für diese wunderbahre///gnädige Bewahrung<.>{;} Nun{d} schickte Br. Schmik {schickte} ein paar Ind. Br. den Kriegern nach, um in der ferne zu sehen, ob sie den Weg nach Weeling
genommen.  dies{i}e blieben aus, bis sie gewißheit davon hatten, u. brach-
ten uns die Nachricht davon.  Darauf sezten wir unsre Reise fort
ob ich gleich sehr schwach, krank und abgemattert war.  (e{E}s war von
allen Reisen die ich gethan die schwerste, ich verließ mich aber doch
ganz auf die durchhülfe des l. Hlds.)w  {W}ir reisten über Pittsburg
fort, bis wir in  Litiz ankamen:  froh u. dankbar, über die Güte,
treue u. Bewahrung unsers l. HErrn auf dieser so gefährlichen
u. beschwerlichen Reise, wir {u.} hielten uns, zu beyderseitigem Ver
gnügen ein paar tage da auf, genoßen viele Liebe u. Freundschaft
von den Geschwistern, u. reisten hernach nach Bethlehem, wo wir den
29sten Aug. als am Brüder Fest ankamen zu unsrer u. der Ge-
schwister Freude.  Wir waren denn 3 Jahre hier, bis Br. David
Zeisberger  aus dem Ind. Land zum Besuch her kam, u. drum an-
hielt, daß wir wieder mit ihm zurück gehen möchten, wir waren {auch}
denn willig u. bereit es nochmals auf die Hülfe des l. Hlds zu wa-
gen, in der Hoffnung unser Leben bey der l. Ind. Gemeine zu
beschließen, zu welcher ich besonders eine grosse a{A}nhänglichkeit
fühlte.  Br. Reichel, der damals als Visitator hier war, munter-
te uns auch dazu auf {u.} wir gingen also mit dem Segen der Gemeine
begleitet auf die Reise, {es war d. 8t Juni 1781.}[4]///und d. 12t July kamen wir zu unserer, und der lieben
Indianer Gemeine Freude in Schönbrunn an.
So weit ihre eigene Worte+  {Unsre l. Schwester {war in der Indianer Sprache sehr geübt}[5]

Ihr lieber Mann, Br. Jungmann thut noch hinzu:

Ich muß ihr das Zeugniß geben, daß sie da gleich
wieder zu Hause und in ihrem Element war.
Nichts konnte ihr Herz mehr bewegen, als ein um den
Heiland verlegenes Herz zu sehen und zu hören, da
gieng ihr der Mund gleich auf zu bezeugen, was das
Wunden Blut an den Sündern thut.+[6]
Wir waren aber kaum 6. Wochen da, so kam die gröste
Noth, daß wir allesammt gefangen genommen und die
3. Indianer Gemein-Orte zerstört wurden, das war
hart und schmerzhaft für uns; sie sah aber dabey
gleich auf den Heiland u. glaubte, daß doch nichts ohne
seine Zulaßung und sein Regiment dem sie sich er-
geben habe, geschehe, dabey war sie heiter und ver-
gnügt u. tröstete die andern Schwestern, die mit ihr waren.
Das gieng so, so lange sie Indianer um sich hatte,
da es aber dazu kam, daß wir sie verlassen mußten
u. wir nach Detroit gebracht wurden, so war ihr Schmerz
darüber sehr gros, bis wir uns am Huron River
wieder sezten u. sich die Indianer Gemeine wieder
sammelte, da sie dann wieder auflebete.  Das gieng
wieder ein paar Jahr bis resolvirt wurde den Plaz
zu verlassen und wieder über den See Erie zu ziehen.
wozu sie sich schwach und untüchtig fand, weil sie sich
in allen Gliedern, besonders {in} ihren Armen und Händen
sehr schwach fühlte, das brachte sie auf die Gedancken/// daß sie wünschte in die Gemeine zurück zu
kommen, die Geschwister die wohl schmerzlich betrübt
waren, sie zu verlieren, willigten doch zu unsrer
Reise, ein, und wir kamen d. 8t July 1785. mit Geschw.Sensemans wieder nach Bethlehem zur {Orts}Gemeine, die
ihr immer gros und wichtig war, sie that sich immer
was zu gute in den Gemein-Gelegenheiten{versamlungen}
u. versäumte nicht leicht eine, so lange sie gehen
konnte.  Seit 2. Jahren hatte sie ein schmerzhaftes
kranken-lager anm Glieder Gicht:  {doch} wenn die Schmerzen am heftigsten waren, daß sie zitterte,
hat sie oft so herzlich u. gefühlig zum Heiland ge-
betet {oder} die schönsten Versel anfangen zu singen, daß
den Anwesenden die Augen übergiengen u. so ver-
brachte sie ihre Zeit tag und Nacht bis zu ihrer
seligen Vollendung.  d. 22t Novr abends em-
pfieng sie in Gegenwarth ihrer gantzen hiesigen
Familie u. einige anderer Geschwister, in seligem
Gefühl der Nähe unseres lieben Herrn, den Segen
der Gemeine und ihres Chors u. verschied darauf
um Mitternacht sanft und selig.  Ihres alters 72. Jahr
u. 2. Monath.  Mit dem nunmehrigen Witwer hat
sie über 48. Jahr in einer vergnügten Ehe gelebt,
in welcher sie 8. lebendige und ein unzeitiges zur
Welt geboren.  wovon die älteste Tochter als ver-
heurathete Bruckerin, im Dienst des Heilandes
in St. Thomas heimgegangen, die andern sind noch
alle am Leben, 5. hier in Bethlehem+ u. 2. Söhne haben
+{wovon ihre Tochter Susana sie in ihrer schmerzhaften Krankheit,
sehr liebereich u. kindlich bedient u. gepflegt hat}: aber/// die Gemeine verlassen, welches ihr, als einer
treuen Mutter, der ihrer Kinder Wohl seyn
sehr am Herzen lag, viel Thränen kostete, weil
sie oft fragte dachte u. zum Heiland sagte: du weist,
ich gebe alles hin, nur dich nicht und die Gemeine.
Sie hat 113 Enkel erlebt, wovon ihr 3. zum Heiland
voran gegangen:[7] u.: 8. {(}soviel man weis{)}, noch am
Leben sind: deren Gedeihen sie herzlich wünschte.[8]
Wie wohl wirds unsrer Schwester thun
von allen Schmerzen auszuruhn
und Jesum selbst zu sehen
der sie zu seiner Magd erwehlt
und zu der selgen Schaar gezehlt
die hier mit Thränen saen
und sich willig dazu geben
Ihm zu loben und zu dienen
Bey der Predigt vom Versichern
Wenn sie des Herren Wunden-Maal

geküßt für ihre Gnaden-Wahl

und sieht in obern Schaaren

die  Mahikander, Wampanos

und  Delawares u. Schawanos

die selig heimgefahren

o wie, wird sie, sich da freuen

mit den Reyhen der Erlößten

die sich liessen lehren und trösten.///(In Chekameka und am Kent

dem Ort sonst Pachgatgoch genennt

an Beaver Creek, Muskingum,

an der Mahony, überall

wo sie in diesem Thränen Thal

mit ihrem Manne zog ‘rum

O Ja, da, da, wird sie sehen

herrlich stehen, gantze Scharren

die fürs lamm geschlachtet waren.)

Ein jeder Indianer Stamm

wird schöne singen: {Gottes} Lam o lam!

du bist für uns gestorben

und hast uns dadurch unseren Theil

an deinem unschätzbaren Heil

mit deinem Blut erworben

Amen! Amen!  Deinem Namen

sey die Ehre, daß wir hörten deine Lehre!

[9]Da stimet sie gewiß mit ein

und wird ganz hingenomen seyn

beym Singen solcher Lieder:

Sie siehet Gott in Seinem Sohn

und sinkt vor Seinem Herrnthron

beschämt voll Freude nieder///            Sonne, Wonne, Jubeltöne, alles Schöne

wird sie haben

u. sich stets am Heiland laben.


[1] “Life of Margaret Bechtel–wife of Buttner— late of Jungmann” inserted in English as heading.

[2]Brackets have been added by the early editors of the piece.

[3] “v. Zinzendorf” linear addition

[4] Here handwriting changes

[5]marginal insertion “daß sie mit den Mahikandern u. Delawaren gründlich reden konnte.”

[6] here second editor inserts ‘Sie war’ leading into the insertion move by the first editor in line 3.

[7].here second editor handwriting begins

[8] here first editor’s handwriting resumes

[9] here second editor’s handwriting resumes

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