Von dem Lebens Gang unsrer allhier in
Nazareth am 25. Febr. 1805.
sel: entschlafenen S verwitweten Schw:
Maria Agnes Rothin, geb. Pfingst-
tag, ist folgendes aus einem schriftlichn Aufsaz anzuführen.
Sie war <Ich bin>geboren d. 4ten April 1735.
zu Wirsche im Würtembergischen.
Im Jahre 1737. kamen ihre <meine> Eltern nach
Amerika, und wohnten etwa 9 Jahre
in der Nähe von Philadelphia.
In dieser Zeit wurden sie mit den Brü-
dern bekannt, u. zogen nachher, um
der Gemeine näher zu seyn, in die
Nähe von Bethlehem auf dem Lecha-
Berg. Unsre sel: Schwester war
bBey Gelegenheit, daß sie <ich> die damals
in Philadelphia von Br. Pyrlaeus ge-
haltene Schule besuchte, <hatte, war ich> schon in ihre <meinem>
Herzen angefaßt worden; u. nun
besuchte sie <ich> fleißig in Bethlehem;
wodurch in ihr <mir> das Verlangen erregt
wurde, und immer stärker wurde, ganz
dahin zu ziehen; welches sie ihrer <ich meiner> Mutter
sagte., welches sie <Sie wies mich> aber mit der Ant-
wort abortiert: Sie werden dich nicht
annehmen. Es blieb ihr <mir> jedoch in
/// ihrem <meinem> Herzen ausgemacht, daß sie <ich> zur
Gemeine gehöre. Als nach einiger Zeit
Br. Pyrleus in meiner Eltern Hause besuchte,
so bat ich ihnm, daß er doch ein gut Wort
für mich einlegen möchte, daß ich Erlaub-
niß nach Bethm. bekäme. Er stellte mir
zwar vor, daß ich es bey meinen Eltern
im Äußern viel beßer haben könte, als
in Bethlehem bey der damaligen Armuth
u. geringen Lebens-Art; versprach mir
aber doch endl., meiner eingedenk zu seyn.
Ich konte es kaum erwarten, bis mein
Verlangen mir gewährt wurde. Meine
Mutter, welche mir die Erlaubniß anzu-
zeigen hatte, wolte mich erst auf die
Probe stellen, ob es mir ein rechter Ernst
sey; sagte mir dahero, daß man mich in
Bethlehem nicht annehmen wolle. Darüber
fing ich an bitterlich zu weinen. Desto
größer war meine Freude, da sie mir
endlich sagte, daß ich Erlaubnis hätte. Ich
zog also in meinem 13tn Jahre nach Bethm.,
war kindlich froh und vergnügt, und
alles war mir wichtig.
a. 1748. d. 17. Nov. gelangte ich zur Aufnahme
in die Gemeine. Nun ging eine besonders
Gnaden=Arbeit des Heil. Geistes bey mir
vor, und ich kriegte Grund im Herzen.
/// Im Merz 1749. wurde ich zum ersten mal
des Heil. Abendmahls theilhaftig. Ich
ging, meinen Gang vergnügt und selig,
und wenn mich etwas stören wolte,
redete ich offenherzig darüber mit meiner
Arbeiterin aus, u. wurde zurecht gewiesen.
Mein Gnadenloos zur Brüder-Gemeine war
und blieb mir unaussprechl. groß und
wichtig, und diese Gnade wird der l. Hld
mir erhalten, bis ich Ihn sehen werde
von Angesicht.
Da ich im Jungfern Chore viel Gutes ge-
noßen hatte und sehr vergnügt in dem-
selben war <lebte;> so war es mir sehr schwer,
da a. 1770. der Antrag an mich kam,
mit meinem seln. Mann, Joh. Rothe, in
die Ehe zu treten. Unter vielen Thränen,
bat ich den Hld, mir seinen gnädigen
Willen zu erkennen zu geben <ob es Seine gnade;> u. ich
bekam in meinem Herzen die <darüber eine> tröstl.
Versicherung, u. konte <so daß ich> mich nun mit freud-
igkeit dazu entschließen <konte>. Die Trauung
erfolgte am 16. Aug. des gedachten Jahres
1770. Unser l. HErr bekannte sich freundl. <in Gnaden>
zu dieser unsrer Verbindung; wir kriegten
einander zärtl. lieb; eins suchte es dem
ander leicht zu machen, und wir waren
Eines Sinnes, uns dem Dienst des HErrn
williglich zu weyhen.
/// Am 22tn Sept. desselben Jahres, traten
wir, unsrer Bestimmung zu folge, unsre
Reise von Bethlehem zur Bedienung der
Indianer-Gemeine in Scheschequanink an
der Susquehanna an. Als ich den ersten
Indianer auf der Reise zu Gesichte kriegte,
erschrack ich über seinen wilden Blick;
und eben derselbe wurde balde gründlich
erweckt, u. einer unsrer lieben Brüder.
Es gefiel mir sehr wohl auf meinem Posten
und ich bekam die Indianer herzlich lieb.
So weit aus diesem Aufsaz.
Aus einer schriftln. Nachricht von ihrem sel.
Mann ist ferner anzuführen.
Ao. 1772 zogen sie mit der Indianer Gemeine
welche in Scheschequanink u. in Friedenhütten
wohnte, in Begleitung des seln Bruder Etwein
nach Languntoutenunk an der großen Beever-
Creek. Auf der Reise von 8 Wochen durch
den wilden Busch, stürzte unsre sel. Schw.
viermal mit ihrem 10. Monat alten Kinde
vom Pferde, wurden aber beyde vor Schaden
bewahret. Hier bleiben sie bis in den
April 1773., da sie abermal mit der Indianer-
Gemeine aufbrachen, u. an den Fluß Mus-
kingum zogen, wo Schönbrunn angebaut
wurde; sie kamen <aber> balde nach Gnadenhütten,
wo sich ein Theil der Ind. Gem. niedergelaßen
hatte, welche sie bis zum 18. Aug. <ej.a.> bedienten,
da sie sich auf erhaltenen Ruf auf die Reise
abermals nach Schönbrunn zogen begaben;
wo sie bis Ende May verblieben; Da sie <u. sodann> ihre ///
Rükreise nach Bethlehem antraten. Nach
manchen Beschwerden und Erfahrungen der
Bewahrung u. Hülfe des HErrn langten
sie am 24tn Jun. mit ihren 2 Kindern glückl.
in Bethlehem an. In der folgenden
Zeit wurden sie zum Dienst der Gemeinen
in Mountjoy, <Yorktown u.>, Emaus u. Yorktown, <u. Hebron>
u. zwar bey der lezteren zwey mal angestellt.
In Yorktown, wo<hin> sie a. 1790 zum zweyten
mal zogen, beschloß am 19. Jul. deßelben Jahres
ihr lieber Mann seinen Dienst u. seine
Wallfahrt hienieden. Dieser Verlust ging
ihr sehr nahe, da sie mit ihrem<m> eine
sehr vergnügte Ehe geführt hatte. Dieselbe
war mit 4. Söhnen gesegnet; welche
noch am Leben sind, u. von welchen
sie 9 Enkel erlebt hat.
Sie kam hierauf nach Bethlehem in das
Chorhaus der Witwen+ <+ wo sie ihre Zeit vergnügt verbrachte>, bis ihr ao. 1798.
aufgetragen wurde auf eine Zeitlang
dem Br. Molther in seinem Witwenstand
in Yorktown in seiner <der> Haushaltung und
sonst zu assistiren. Die ehedem ihrer Pflege
empfohlen gewesenen Schwestern daselbst
freuten sich gar sehr, sie wieder zu sehen,
u. eine Zeitlang ihres angenehmen
u. erbaulichen Umganges zu genießen. ///
Wie war dein Pilger Gang
Magd Jesu, so erbaulich?
Das was dein Herz durchdrang,
In deinem Thun anschaulich?
Den Heiland liebtest du!
Ihm warst du ganz geweiht!
So warst du immerzu,
Auf solch ein End bereit.
So heiter, kindlich froh,
Kan nur ein Herz abscheiden
Von dieser Welt, das so.
wurde, In Jesu <Tod u.> Leiden
sein <innres> Wohlseyn fand
u. seine Seligkeit!
O! höchst glückselger Stand
O ewge Wonn u. Freund!