Unsre sel. Schwester Maria Barbara Horn hat 1791
folgendes wenige von ihrem Lebenslauf aufschreiben laßen.
Ich bin geboren d. 5ten Febr. 1729 bey Werthheim im Dorfe
Eichel. Mein Vater war Johann Heinrich Horn und meine
Mutter Anna Catharina geb. Diemern. Meiner Mutter
die eine sehr gottesfürchtige Frau war, lag es an, ihre
Kinder für den lieben Gott zu erziehen, Sie sagte uns
ofte, wenn wir den Heiland nicht lieb hätten, und uns
Ihm ganz ergäben, so gingen wir verloren. Dieses
machte mich oft verlegen und zum Heiland beten, dem
ich auch mein Herz hingab so gut ich es verstund.
In meinem 13ten Jahr ging ich das erstemal zum heil.
Abendmahl, wobey mir innig wohl war, ich versprach dem
Heiland von nun an, ein Ihm wohlgefälliges Leben zu
führen. Doch dieser Vorsatz und das Gefühl, welches ich
von Ihm hatte, verlor sich gar balde wieder und fing
an die Welt lieb zu kriegen. Da dieses meine Mutter
merckte, that sie mich zu {meiner Baas} einer gottesfürchtigen Frau
in die Stadt, welche mich für ihr eigen Kind annahm,
und mich suchte vor der Welt zu bewahren. Sie fiel
ofte mit mir auf die Knie und bat den Heiland,
Er möchte mir doch meinen verlornen Zustand zu er-
kennen geben, dieses Gebet wurde auch erhört; ich /// fing an meinen unseligen Zustand inne zu werden, und
kriegte mein tiefes Elend und Verderben schmerzlich zu
fühlen, welches mich sehr verlegen machte, und doch wollte
ich auch gerne beßer erscheinen als ich war. Der treue Hei-
land aber gab mir bald zu erkennen, daß ich in mir selber
gar keine Kraft zu einigem Guten hätte, Er machte mich
selber zu einer wahren armen Sünderin, und ich
legte mich, so verloren und verdammt ich mich fühlte zu
Seinen Füßen, bat Ihn um den Anblick Seiner Gnade,
und um Vergebung aller meiner Sünden, welche Er
mir auch aus Gnaden schenkte. Das Gefühl welches ich
dabey hatte, werde ich nie vergeßen, und der Heiland hat
es mir auch aus Gnaden bis daher erhalten.
Ich hörte bald darauf von der Gemeine in Herrnhaag
und es wurde mir so, daß ich zu derselben gehöre.
Ich ging zu meinen Eltern, sagte ihnen mein Vorhaben,
und daß ich ein Verlangen hätte zur Gemeine zu gehen,
sie freuten sich sehr darüber, und gaben mir dazu ihren
elterlichen Segen. Als ich es aber meiner Baase sagte,
bey welcher ich 7 Jahr gewohnt hatte, und es im Aeußern
sehr gut hatte, war sie |da sie keine Kinder hatte| unwillig
mich von sich gehen zu laßen, und versprach mir, daß
wenn ich bey ihr bliebe, wollte sie mir ein gutes Vermögen /// hinterlaßen, daß ich nie keine Noth haben sollte.
Ich dachte aber: lieber nichts Zeitliches auf dieser Welt
zu haben, wenn ich nur die ewige Seligkeit erreichen kann.
Ich machte daher nur ein kleines Bündel zusammen,
weil ich meistens zu Fuße gehen muste, und kam 1749
d. 31ten Merz auf dem Herrnhaag an, wo ich um Er-
laubniß zum Bleiben erhielt {bat}, und sie auch zu meiner
Freude erhielt. Ob ich es gleich im Aeußern nicht so gut
hatte, als ich gewohnt war, so gewohnte ich doch bald ein,
und war bey meiner Armuth kindlich vergnügt.
1749 d. 3ten August wurde ich zu meiner großen Beschä-
mung in die Gemeine aufgenommen, und 1751 d.
12ten May gelangte ich mit der Gemeine zum heil.
Abendmahl. Bey jeder Gnade, die mir der l. Hei-
land wiederfahren ließ, fühlte ich mich beschämt
und danckbar, und bat Ihn, mich durch Seine Gnade
bey sich zu erhalten.
Da der Herrnhaag auseinander ging, kam ich zur
Gemeine {nach} Zeyst, woselbst mir der l. Heiland mein
Elend und Verderben noch gründlicher zu erkennen
gab, mir aber auch ein kindliches Herz gegen Ihn, /// und ein Zutrauen zu meiner Arbeiterin schenkte, so
daß ich nie lange dabey stehen bleiben durfte.
1763 erhielt ich mit noch mehreren ledigen Schwestern
einen Ruf nach America, und kam am 4ten Nov. deselben
Jahres in Bethlehem an. Diese Veränderung war mir
etwas schwer, da ich mich aber dem l. Heiland einmal
ganz hingegeben hatte, nichts zu wollen als was Sein
Wille ist, so half Er mir auch da durch. Er wolte ferner
mein ganzes Thun und Dichten, zu Seiner Ehre richten.
Sie diente hier einige Jahre in unsrer Küche
mit Treue; seit 10 Jahren aber fing sie an viel zu
kränckeln, welches ihr Gedächtniß sehr schwächte, so
daß man Sie zuweilen mit Geduld tragen muste;
wenn man aber mit Ihr von ihrem Herzen redete,
so merkte man deutlich, daß sie eine zärtliche Liebe
zum Heiland hatte. Es fand sich zulezt {endlich} eine
Auszehrung bey ihr ein, und {sie} hatte die lezte Zeit
viel auszustehen mit Engigkeit. Den lezten Tag {Am 15tn Apr. als am großen Sabbath} war sie besonders heiter und sehnte sich sehr daß
der l. Heiland ihrem Leiden ein Ende machen möchte, /// den 15ten Abends als am großen Sabbath> {und Nachmittag} um 4
Uhr trat der selige Moment ein, da sie sanft
und selig in die Arme ihres Erlösers überging,
mit dem Segen der Gemeine und ihres Chores
unter einem recht seligen Gefühl.
Sie hat ihr Alter gebracht auf 68 Jahr, 2 Monat
und 11 Tage.