Maria Barbara Horn (1729-1797)

Unsre sel. Schwester Maria Barbara Horn hat 1791

folgendes wenige von ihrem Lebenslauf aufschreiben laßen.

Ich bin geboren d. 5ten Febr. 1729 bey Werthheim im Dorfe

Eichel.  Mein Vater war Johann Heinrich Horn und meine

Mutter Anna Catharina geb. Diemern.  Meiner Mutter

die eine sehr gottesfürchtige Frau war, lag es an, ihre

Kinder für den lieben Gott zu erziehen,  Sie sagte uns

ofte, wenn wir den Heiland nicht lieb hätten, und uns

Ihm ganz ergäben, so gingen wir verloren.  Dieses

machte mich oft verlegen und zum Heiland beten, dem

ich auch mein Herz hingab so gut ich es verstund.

In meinem 13ten Jahr ging ich das erstemal zum heil.

Abendmahl, wobey mir innig wohl war, ich versprach dem

Heiland von nun an, ein Ihm wohlgefälliges Leben zu

führen. Doch dieser Vorsatz und das Gefühl, welches ich

von Ihm hatte, verlor sich gar balde wieder und fing

an die Welt lieb zu kriegen.  Da dieses meine Mutter

merckte, that sie mich zu {meiner Baas} einer gottesfürchtigen Frau

in die Stadt, welche mich für ihr eigen Kind annahm,

und mich suchte vor der Welt zu bewahren.  Sie fiel

ofte mit mir auf die Knie und bat den Heiland,

Er möchte mir doch meinen verlornen Zustand zu er-

kennen geben, dieses Gebet wurde auch erhört; ich /// fing an meinen unseligen Zustand inne zu werden, und

kriegte mein tiefes Elend und Verderben schmerzlich zu

fühlen, welches mich sehr verlegen machte, und doch wollte

ich auch gerne beßer erscheinen als ich war.  Der treue Hei-

land aber gab mir bald zu erkennen, daß ich in mir selber

gar keine Kraft zu einigem Guten hätte, Er machte mich

selber zu einer wahren armen Sünderin, und ich

legte mich, so verloren und verdammt ich mich fühlte zu

Seinen Füßen, bat Ihn um den Anblick Seiner Gnade,

und um Vergebung aller meiner Sünden, welche Er

mir auch aus Gnaden schenkte.  Das Gefühl welches ich

dabey hatte, werde ich nie vergeßen, und der Heiland hat

es mir auch aus Gnaden bis daher erhalten.

Ich hörte bald darauf von der Gemeine in Herrnhaag

und es wurde mir so, daß ich zu derselben gehöre.

Ich ging zu meinen Eltern, sagte ihnen mein Vorhaben,

und daß ich ein Verlangen hätte zur Gemeine zu gehen,

sie freuten sich sehr darüber, und gaben mir dazu ihren

elterlichen Segen.  Als ich es aber meiner Baase sagte,

bey welcher ich 7 Jahr gewohnt hatte, und es im Aeußern

sehr gut hatte, war sie |da sie keine Kinder hatte| unwillig

mich von sich gehen zu laßen, und versprach mir, daß

wenn ich bey ihr bliebe, wollte sie mir ein gutes Vermögen /// hinterlaßen, daß ich nie keine Noth haben sollte.

Ich dachte aber: lieber nichts Zeitliches auf dieser Welt

zu haben, wenn ich nur die ewige Seligkeit erreichen kann.

Ich machte daher nur ein kleines Bündel zusammen,

weil ich meistens zu Fuße gehen muste, und kam 1749

d. 31ten Merz auf dem Herrnhaag an, wo ich um Er-

laubniß zum Bleiben erhielt {bat}, und sie auch zu meiner

Freude erhielt.  Ob ich es gleich im Aeußern nicht so gut

hatte, als ich gewohnt war, so gewohnte ich doch bald ein,

und war bey meiner Armuth kindlich vergnügt.

1749 d. 3ten August wurde ich zu meiner großen Beschä-

mung in die Gemeine aufgenommen, und 1751 d.

12ten May gelangte ich mit der Gemeine zum heil.

Abendmahl.  Bey jeder Gnade, die mir der l. Hei-

land wiederfahren ließ, fühlte ich mich beschämt

und danckbar, und bat Ihn, mich durch Seine Gnade

bey sich zu erhalten.

Da der Herrnhaag auseinander ging, kam ich zur

Gemeine {nach} Zeyst, woselbst mir der l. Heiland mein

Elend und Verderben noch gründlicher zu erkennen

gab, mir aber auch ein kindliches Herz gegen Ihn, /// und ein Zutrauen zu meiner Arbeiterin schenkte, so

daß ich nie lange dabey stehen bleiben durfte.

1763 erhielt ich mit noch mehreren ledigen Schwestern

einen Ruf nach America, und kam am 4ten Nov. deselben

Jahres in Bethlehem an.  Diese Veränderung war mir

etwas schwer, da ich mich aber dem l. Heiland einmal

ganz hingegeben hatte, nichts zu wollen als was Sein

Wille ist, so half Er mir auch da durch.  Er wolte ferner

mein ganzes Thun und Dichten, zu Seiner Ehre richten.

 

Sie diente hier einige Jahre in unsrer Küche

mit Treue;  seit 10 Jahren aber fing sie an viel zu

kränckeln, welches ihr Gedächtniß sehr schwächte, so

daß man Sie zuweilen mit Geduld tragen muste;

wenn man aber mit Ihr von ihrem Herzen redete,

so merkte man deutlich, daß sie eine zärtliche Liebe

zum Heiland hatte.  Es fand sich zulezt {endlich} eine

Auszehrung bey ihr ein, und {sie} hatte die lezte Zeit

viel auszustehen mit Engigkeit.  Den lezten Tag {Am 15tn Apr. als am großen Sabbath} war sie besonders heiter und sehnte sich sehr daß

der l. Heiland ihrem Leiden ein Ende machen möchte, ///  den 15ten Abends als am großen Sabbath> {und Nachmittag} um 4

Uhr trat der selige Moment ein, da sie sanft

und selig in die Arme ihres Erlösers überging,

mit dem Segen der Gemeine und ihres Chores

unter einem recht seligen Gefühl.

Sie hat ihr Alter gebracht auf 68 Jahr, 2 Monat

und 11 Tage.

 

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