Personalia <se> der selig heimgegangenen
Schw. Mariana Hötin
Unsere sel. Schw Mariana Hötin, hat folgendes von ihrem
lauf durch diese Zeit aufzeichnen laßen, ich bin geb. 1737
d. 24 Mey im Zweybrückischen in der Stadt lichtenberg, wo selbst
mein Vater Bürger u. Becker Meister war, 1748 kam
ich mit meinen l. Eltern hieher nach America u Zwar nach
Philadephia, wo wir bald mit geschwister aus der Gem. erkant
wurden, mein l. Vater welchem das heil seiner Kinder sehr
am Herzen lag: schickte uns auch balde zu den Br. in die
Schule, ich grigte balde eine liebe zu den Geschwistern, u. hörte
gerne wenn sie mir etwas von dem Hld sagten, es war auch
nicht ohne Segen für mein Herze, ich bat den lieben Heiland
ofte mit Thränen, Er solte sich über mich Erbarmen, u
mich sel. machen, die lust zur Welt nahm aber auch zu bey
mir, ich suchte mich ofte darinnen zu vergnügen, doch allemal
mit uhnruhe meines Herzens, weill nun mein l. Vater
welcher sehr gesezlich war verlegen wurde, wir möchten zu tief
in die Welt geraten, so Resolvirte Er aus Philadelphia
über die Blauen Berge zu Ziehn, da grigten wir sehr
ofte besuch von den Brüdern ihre unterredungen mit uns
war auch mir zum segen, ich lernte mein verdorbenes Herz
kennen, u fühlte daß mir der Heiland fehlte, daß ich mich
müste bekehren u Gnade erlangen müste, sonst würde ich ver-
lohren gehn, ich glaubte auch es würde nichts aus mir bis
ich zu der Gem kämme, ich sagte es auch ofte meinen Eltern
u bat sie daß sie mir doch solten erlauben einen besuch
in Bethl. zu thun, sie versprachen es mir auch, ich reißte
auch mit meiner l. Mutter 1755 im Nov. auf einen besuch
nach Bethl. es gefiel mir sehr güt , ich wünschte nur daß ich gleich dableiben könte, ich bat auch mit bewilligung meiner l.
Mutter darum, ich grigte auch erlaubniß, so bald als meine
Mutter welche ihre Niederkunft bald erwartete, mich würde
entberen kennen *[=können], solte ich kommen, daß war eine große freude
für mich, so bald wir wieder zu hause gekommen, hörten wir ///
daß Indianer Krieg werden würde, da erschrack ich gar sehr
und bat meinen Vater gar sehr ofte er solte doch zu den
Brüder flüchten, er sagte aber Nein. er würde nicht flüchten
den er hätte den Indianern nichts böses sondern vielmehr
gutes gethan, er glaubte also nicht daß sie uns was thun
würden, er seze sein Vertrauen auf den l. Gott, der
würde ihm u. seinen Kindern schon helfen, ich muste
mich also darein ergeben, ich war aber in beständiger
furcht weill sie nicht weit von unserm Haus waren
wenn ich des abends das Vieh holte so sahe ich sie ganz nahe
beym hause. nach 3 Wochen hörten wir daß die Mahone
von den Indianern verbrant worden u viele von den
Geschwistern mit in der Flamme umgekommen, u daß sie
auch welche ermort hätten, da sagte ich zu meinem Vater
ist es den Geschwistern so gegangen, u hat daß der
l Gott zu gelaßen, so wird es uns nicht beßer gehn
ich bath ihn auch noch einmal er solte doch flüchten er
wolte aber doch nicht, weill ich nun sahe daß nichts bey
meinem Vater zu thun war, so gab ich mich wohl zu
frieden doch nicht ohne furcht, ich dachte nicht ans ge-
fangen nehmen, sondern ich furchte mich vor dem um-
bringen, in sonderheit weill ich meiner Seligkeit nicht
versichert war, 14 Tage nach dem die Mahone abgebrant
abends da wir zu Tische saßen, kamen sie auch und
schoßen, mein Vater dachte nicht daß es bey uns wäre
sondern Er wolte raus gehn und sehn was u wo es wär
da er unter die Haus Thüre kam, fiel er ihnen in die
Hände, sie ermorteten ihn so gleich, meine Mutter u
wir Kinder sprangen zur hinter Thüre naus meine
Mutter Sprang ins Wasser u wurde erschoßen, u
meine jüngste Schw. wurde auch gleich umgebracht mich
u 2 Schwestern nahmen sie gefangen mit sich fort
wie mir da zu Muthe gewesen erst meine l. Eltern
auf solche Art zu verliehren u mich unter den
Wilden unbendigen Indianern zu sehn läßt sich ///
nicht beschreiben, ich wuste nicht wie mir geschahe, ich muste
also mit ihnen fort, es mochte Wetter seyn was vor
welches es wolte, da war keine Barmherzigkeit, den
sie suchten uns zu Plagen wo sie nur konten, wie wir
ein par Tage gereißt waren, traf ich die Susanna
Nitschmanin die sehr übelbehandelt wurde, u in
großer Noth u Verlegenheit war an, daß war ein
Schmerzhafter Anblick für mich, ich diente ihr so gut ich
konte, u war ihr ofte zum Trost sie brachten uns nach
einer Schweren Reise nach Diuoigo, wo die Susanna
umgebracht wurde u ich u meine 2 Schwestern wurden
auch von einander getrent, daß war auch wieder ein
großer Schmerz für mich, ich kam zu dem Indianer der
die Susanna gefangen genommen und ermordt hat; er war
ein sehr wilder u Böser Indianer, ich hatte harte Zeit bey
ihm, ich grigte nichts zu Eßen gaben mir andere waß
u Er sahe es so nahm er mirs weg, ich muste auch der Susanna
ihre Kleider Vernehn, welches auch sehr Schmerzl. für mich
war. weill nun viele von den Indianern mitleiden mit
mir hatten, so nahmen sie mich da weg insonderheit weill
er sehr liederlich war, sie übergaben mich einer alten
Mutter als ihr Kind, daß geschahe sehr Solen, ingegenwart
vieler Indianer, ihr Sohn nahm mich auch zur Schwester
an, da hatte ichs nach Indianer art gut, die alte Mutter
machte es so schön mit mir, als ob ich ihr leibliches Kind
wäre. o wie gut hat es mir gethan, daß ich ein wenig
ruhe grigte, meine Schw. welche einen Fransosen geheuratet
durft ich auch manchmal im Fort besuchen, weill er sehr
gut mit den Indianern bekant war, und sie ihn lieb
hatten, so durfte ich 3 Monath bey ihnen bleiben, ich dachte
sie würden mich da laßen, welches wohl nicht gut für
mich geweßen wäre, den da war ein solches schlechtes
und Gottloses leben, mein Bruder der Indianer kam
mich ofte besuchen, und wolte mich mit haben, weill die
alte Mutter sehr nach mir verlangte, ich bat ihn aber ///
immer er solte mich noch da laßen, einmal aber kam er u
nahm mich mit gewalt mit sich fort, da ich zurück kam
sagten sie mir ich müste einen Indianer nehmen und
ihn heuratten, ich sagte nein, ich wolte nicht, sie sagten
wenn ich nicht wolte so müste ich sonst machten sie mich
Todt. ich lag 8 tage und Nächte im schnee und allem Wetter
im Busch, und bettet und seuftzete zum lieben Heiland
Er solte mir helfen und rathen was ich thun solte, es
schien mir ganz onmöglich zu seyn, mich dazu zu resolviren
ich dachte ich wolte lieber sterben. meine alte Mutter
weinte auch sehr, und sagte zu mir ich solte es doch thun
sonst würden sie mich verbrennen und den hätte sie
kein Kind mehr, bey mir war es aber immer Nein,
entlich schlepten sie mich wieder aus dem Busch ins Haus
und sagten nun solte ich verbrent werden, weill ich den
Indianer nicht nehmen wolte, ich lies es darauf ankommen
sie banden mich mit Stricke an einen Jugen Baum an
mein Bruder steckte daß Feuer an, wie es anfing zu
brennen, und mir der Rauch in Halß ging, da resolvirte
ich mich und sagte ich wolte es thun, da machten sie mich
gleich loß, und brachten mich mit großer Freude ins Hauß
zu der alten Mutter, welche sehr froh war mich wieder
zu haben, so muste ich nun einen Indianer zum Mann
nehmen, es ging auch dabey nach Indianer Art Solen zu
es war eine große mahlzeit von vielen Indianern. er
war ein guter Mensch, er hatte mich sehr lieb, ich hatte
auch einen Sohn mit ihm. er wünschte mir ofte daß ich
wieder bey den weißen Leuten wäre, er wolte mir auch
behülflich dazu seyn, nur wolte er daß Kind behalten
dazu konte ich mich aber nicht resolvieren, ich hofte aber doch
immer der l. Heiland würde mir bahn machen daß ich
noch einmal loß kommen würde, ich hatte mich doch untter
allen schweren umständen an ihn gehalten, Er hat mir
auch ofte Trost und Muth zugesprochen, die gewiße ///
Versicherung war in meinem Herzen, Er würde mich doch
noch zu der Gemeine bringen, weill sich nun der Indianer
ein Haus in Koskoshin baute, so wolte er mich mit dahin
haben, ich wolte aber nicht sondern lieber bey meiner
alten Mutter bleiben, welche näher nach Pizburg zog so
verlies er mich. worüber ich sehr froh war, ich grigte ofte
von meiner alten Mutter erlaubniß nach dem Fort zu
gehn, den sie dachten weill ich ein Kind hätte so würde ich
nicht davon laufen, ich sahe mich aber imer nach gelegenheit
um um fort zu kommen, es machte sich auch daß die Wagen
welche Mehl unter bedeckung vieler Soltaten nach Pizburg
brachten, mich und mein Kind bis Lenkester mit nahmen
o! wie froh und danckbar war ich wieder Geschwister zu
sehn, da lag ich 3 Wochen sehr kranck, so bald ich aber
wieder beßer wurde so waren mir die Geschwister
behülflich daß ich nach Bethl. kam, o! wie schäm ich mich
noch wenn ich daran dencke mit was liebe und Herzlichkeit
ich mit meinem Kinde bin von den Geschwistern aufgenommen
worden, und wie ich in meiner Schweren Cur die ich ausstehn
muste gewart und gepflegt worden bin, so bald die Cur
vorbey war, gab ich mein Kind in die Norserie, und
ich zog nach Nazareth. zu den Witwen, ich dancke dem
lieben Heiland für alles was Er an mir als Seiner
Elenden durch meine ganze lebens Zeit gethan hat, ich
werde Seine Durchborten Füße Küßen für alles lang-
muth und gedult und viel vergeben. So weit ihre eigene
Worte. 1760. zog sie nach Naz. sie wurde noch dasselbige
Jahr in die Gem. aufgenommen, und ein mitgenoß am
Leichnam und Blut unsers Herrn, sie war sehr vergnügt
und Danckbar für alle die Gnade die ihr der liebe
Heiland zufließen lies sie war selig bis ihr der liebe
Heiland ihr Grundverderben auf deckte, und ihr als
einer armen Sünderin ihr Elend zeigte, da verlohr
sich daß wohl seyn sie geriet in eine Melankolie, sie
glaubt sie hatte die Sünde wieder den hel. Geist begangen ///
aber auch da sprach ihr der Sünderfreund Trost u Muth
zu sie konte sich wieder gläubig an Ihn halten, von der
Zeit an, ging sie wieder einen sel. Gang, sie kam 1763.
ins Stundengebet, sie sagte ofte die unterredungen mit
ihrem Freund alleine wären ihr gar was Tröstliches 1765.
kam sie wieder in daß ängstl. wesen, und hatte wieder die
verlegenheit über sich wie daß vorigemal, sie wurde getröstet
und der liebe Heiland bekante sich wieder aufs neue zu ihr.
Er gab ihr wieder aufs *[neue] die Versicherung, daß sie Seine
wäre und daß Er ihr Heiland seyn u bleiben wolte. Sie
fung seit etlichen Jahren an zu kränckeln, es nahm von
Jahr zu Jahr immer mehr zu daß machte daß sie vorigen
Sommer eine Reise nach Philadelphia tat. um sich bey dem
Docter in die Chur zubegeben, es ließ sich auch zur beßerung
bey ihr an, doch hatte es nicht lange bestand, so daß sie
d: 12. Feb. dieses Jahrs die Krankenstube bezog, sie war
ganz in den Willen des Heilands übergeben, wie Er es mit
ihr machen wolte, doch aber sagte sie wen Er mich zu sich
nehmen wolte wäre es mir daß allerliebste, es war ihr
nichts mehr übrig als dem lieben Heiland für ihre Gnaden-
wahl und daß Er sie zu der Gemeine gebracht zu Dancken
sie hätte es oft und viel versehn sie hätte es auch gar reichl.
erfahren daß Er sie oft und vielmal getröst u zu frieden
gesprochen hätte, ihre Kranckheit mit einer starken geschwulst
an den Beinen nahm von Tag zu Tag zu bis entlich auch
daß starcke Gallen brechen dazu kam sie verlohr auch allen
appetit zum Eßen so daß sie 4 Wochen fast nichts zu sich
nahm als Brod u Wasser es kam auch noch ein auszehrendes
Fieber dazu, sie sehnte sich gar sehr nach ihrer auflösung
sie wünschte gar sehr ostern beym l. Heiland zu halten ihre
bitte wurde ihr auch gewährt d: 13 Apill morgens in der
8 Stunde entschlief sie mit dem segen ihres Chors u der Gem.
ihr alter hat sie auf 34 Jahr 11. Monath gebracht.