Marie Elisabeth Kunz (1732-1769)

Personalien

der seln Schwr Marie Elisabeth

Kunzin

nach ihrem eigenen, wie wohl sehr kurzen

Aufsaz.

            Sie ist eine gebohrne Minier und in dieses Ster-
bens-Leben im Jahr 1732 den 5tn Januar in Cannestogoe
in der Provintz Pensilvanien {gekommen}  da  Als ihr Vater
nach Heidelberg gezogen, krigte sie Gelegenheit den
Br: Wagner zu hören, und wurde in einer Predigt
so kräftig erweckt, und hatte {auch} nach mehrerer Bekanntschafft
mit Geschwr Wagners, und andern Geschwrn, die dahin
zum Besuch kamen, keine Ruh, bis sie Erlaubnis
zur Gemeine nach Bethlm zu kommen krigte.  Als sie
dieselbe erhalten, kam sie d. 2ten Junii 1745, u. also
im 14 Jahr ihres Alters dahin.  Im Jahr 1749 d. 6ten
Januar. wurde sie {als} den Tag nach ihrem Geburts-tag
wurde sie in die Gemeine aufgenommen, und den 2ten
Februar eben desselben Jahrs des Fleisches und Blutes
ihres Seelen-Bräutigams im H. Amhl mit der
Gemeine zum erstenmal theilhafttig.  Als sie im led.
Schwrn Chor <h> schon eine Zeit lang war, hat sie von ihrem
Herzens-Gang mit dem der ihre Seele liebet folgendes           {eigenhändig}
angemerckt:  “1754. d. 2. Novbr. fieng der gute Heiland
eine besondere Gnaden-Arbeit mit meinem Herzen
/// an. 
Ich konnte mich Ihm {so} mit Leib und Seel, so wie ich war
hingeben, nichts mehr auf dieser Welt zu wollen, als an
Ihm zu hengen: denn diese Gnade war so kräftig an
meinem Herzen zu spüren, daß ich dachte, hier ist nichts
mehr für mich; und es war nicht anders, als wenn der
blutige Heiland in seiner Marter-Figur leibhaftig
vor meinen Augen schwebte.  Weil es {nun} AMhls-tag war,
so konnt ich es kaum erwarten {bis ich} Sein Fleisch und Blut im
Sacrament zu genießen krigte, und bei dem wircklen
Genuß konnte ich mich kaum besinnen, ob ich noch hier,
oder schon im Hochzeit-Saal wäre.  Das war mir ein
großer Gnaden-Tag den ich nimmer Vergeßen will.
Und so fuhr der H. Geist die l. Mutter mit Seiner
Gnaden-Arbeit fort, und dieselbe war <…>
so kräftig, daß ich manchmahl dachte: hier kann ich nicht
mehr bleiben.  An Ostern {In der Marterwoche} im Jahr 1755 konnte ich mich
nicht satt hören noch meditiren über das was mein
allerliebster Freund der Seelen in diesen Tagen alles
für mich ausgestanden hat.  Mein Herz schwimmte mir in
Thränen, und es war mir zum erstaunen, daß der gute
Heiland an einer solchen armen Made wie ich bin so viel
<…> Gnade beweisen kan.  Denn meine Armuth und viele
Gebrechen wurden mir lebendig im Herzen, und es betrübte
mich {sehr}, daß ich meinem so treuen Freund noch nicht nach
seinem ganzen Herzen bin, wie es meinem Jungfern-
Stand///,
der mir sehr groß und wichtig war, gemäß
wäre.  Ich bat den Hld mit Thränen, daß er mir
die Gnade schenken wolle meine Seele und Hütte
keusch zu bewahren, bis in Seinen Arm und Schoos.”
Im Jahr 1762. d. 21. Novbr wurde sie mit Br: David
Kunz, dem nunmehrigen Wittwer zur h. Ehe verbunden,
mit der Losung:  Sey nun wieder zufrieden meine Seele!
denn der Herr thut dir gutes: Vergiß es nicht o Herze
mein!  Welche Ehe sie mit demselben vergnügt und
selig bis zu ihrem Heimgang geführt.[1]  Der Hld hat sie
auch mit 3. Kindern gesegnet, {nehml.} 2. Söhnlein, David und Jacob,
davon letzteres {sich} nicht lang in der Hütte sehen durfte: ersteres aber
ist {nachher} in unserer Anstalt {ist}.  Mit dem lezten Kinde, einem Töchterln,
ist sie d. 9tn dieses Jrs glückl. entbunden worden, und bis den
20ten {ziml.} wohl geblieben{wesen}.  An demselben {Tag} aber krigte sie starkes Kopfweh, und darauf eine so hefftige Hize, daß sie wenig
um sich wußte, und von nichts Notiz nahm.  Letzten Sonnabend
schien es etwas beßer zu werden, aber in der Mitter Nacht
änderte es sich mit ihr so, daß man wohl sahe, daß[2] sie
heimgehen würde wie sie denn gleich beim Anfang
ihrer Kranckheit auf ihren Heimgang gestellt war[3]
Sie sahe verwichenen Freitag {noch} ihren kl. David noch einmahl,
und verwichenen Sonnabend nahm sie herzln Abschied von
ihrem Mann.  Sie hat nun das Ende aller Noth erreicht
und ruhet nun im Friede, nachdem sie ihr Sterbens-
Leben gebracht auf 37. Jahr, 5. Monat, 2. Wochen u. 2 Tage.


[1] “da sie Sie haben miteinander in Friedensthal, so dann in Nazareth u. zulezt in Gnadenthal gewohnt” inserted in margin

[2] “ihr letztes Stündl. vorhanden ist” inserted in margin

[3] “der auch gestern früh um 6 Uhr unter Einsegnung ihres Mannes dem Segen des selig erfolgt” inserted in margin

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