Sarah Grube (1727-1793)

Personalia der sel. Schwester Sarah Grubin, geborne

van Fleck, den 16. Janr 1793.

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Ich bin gebohren den 11n Decemb. 1727. in der Stadt Newyorck und in
der Niederteutschen reformirten Kirche, darinnen mein Vater Eltester
war, getauft worden.  Mein Vater hatte den Heiland lieb, und legte oft
alle seine Kinder mit Gebeth und Tränen an sein Herz.  Sein erbaulicher
Wandel war mir eine beständige Predigt, und ich fühlte von Jugend
auf die Züge die Züge des heil. Geistes an meinem Herzen.  Von meinem
6ten Jahre an ging ich in die Näh-schule zu meiner Tante Catharina
van Vleck, die auch den Heiland lieb hatte, und hernach ein Glied der Brr.
Gemeine wurde;  weil sie ledig war, so suchte sie mich oft zu überre-
den um bey ihr zu wohnen;  allein das einsame Leben wolte mir nicht
gefallen.  anno 1742 ging mein l. Vater selig zum Heiland, da ich dann auf
meiner Tante wiederholtes Bitten ganz zu ihr zog, Sie nahm mich
an als ihr Kind, und betete oft mit Thränen für mich zum Heiland.
Anno 1744 da ich just auf dem Punct war, von den Welteidelkeiten
hingerißen zu werden, trat mir der treue Heiland im Weg und
machte mich sehr unruhig über meinen Zustand.  Er bediente sich der
Gelegenheit an einem Sonntag, da ich in der Niederteutschen Kirche eine
(den Domine Ritzema) Predigt hörte, über den Spruch:  So viel
Ihn aufnahmen, denen gab er Macht Kinder-Gottes zu werden, die
an seinen Nahmen gläuben.  Ich fühlte sehr deutlich, daß ich den Heiland
im Glauben noch nicht aufgenommen hätte in meinem Herzen, und daher
noch kein Kind Gottes sey, welches mich sehr verlegen machte.  Den
nächsten Sonntag drauf ging ich zum erstenmal in die Brr Versamlung
war aber sehr bange, daß mich jemand von meinem Verwandten
oder Bekannten sehen solte; denn die Brüder waren zur selbigen
Zeit sehr verachtet, sonderlich bey den reformirten Pfarrern.
/// Ich suchte Ruhe für meine Seele, betete und las viel, ging auch fleißig
in die Kirche und Abends in die Brr. Versaml.  ich kämpfte wieder
die Sünde und probirte allerhand, aber bey den allen fühlte ich
keinen Trost.  Einmal sezte ich mir vor heilig zuwerden; aber ich fühl-
te zu der Stunde mein Verderben mehr, als jezuvor;  denn alles was
ich that, ja auch mein Beten wurde mir zur Sünde, weil ich nicht
am Heiland glauben konnte.  In diesem meinem Elend und Jammer
rief ich den Heiland mit diesen Worten an:  Wenn du dich nicht über mich
erbarmest, so muß ich ewig verloren gehen.  Gleich fühlte ich einen
Gottes-frieden und mein Herz wurde erfüllt mit Liebe zum Heiland
und gegen alle Menschen.  In den 4 drauffolgenden Jahren aber,
war mein selig seyn sehr abwechselnd; denn wenn ich mein Sünden
Elend fühlte, so war ich ganz betreten und muthlos, und wenn mich der
Heiland wieder gnädig anblickte, so wurde ich wieder aufgelebt
und vergnügt.    Ao 1748 bekam ich eine schwere Kranckheit,
in welcher mir der Heiland vor mein Herz trat, und es war mir, als
wenn er leibhaftig vor mir stünde, und mir seine Hände mit den
Nägelmaalen zeigte u. sagte: Siehe in die Hände habe ich dich ge-
zeichnet, und versicherte mich, daß alles was er gethan und gelitten
habe, auch um meinet willen geschehen sey.  O mit was süßer Empfin-
dung konte ich mein Haupt an das für mich mit Dornen gekröntes
Haupt nieder legen, und abermal hieß es in meinem Herzen: Es
ist vollbracht.  Ja es war mir oft so, als wenn mich der Heiland
anblickte und zu mir sagte:  Du bist allerdings schön und rein,  die
Antwort meines Herzens war:  Lieber Heiland, es ist deine Gerechtig-
keit, damit du mich bekleidet hast, jezt kan ich glauben, daß du mein Gott
und Heiland bist.  In dieser seligen Herzens Situation wünschte ich bald
aufgelöst zu werden und bey dem Herrn daheime zuseyn.  Nun
lag mir meine Mutter sehr am Herzen, daß sie doch auch möchte die
Seligkeit genießen, die ich theilhaftig worden war;  ich bath daher
/// den Heiland für sie, und er gab mir auch die Versicherung, daß er sie in Gna-
den ansehen wolte, und das hat er auch treulich gehalten; denn etliche
Jahre vor ihrem Heimgang, kriegte sie den Heiland zärtl. lieb, und
konte sich Seines Leidens und Sterbens trösten.  ao 1757. d. 29tn Sept.
als am ihren 72tn Geburtstage verschied sie sehr selig.  ao. 1755.
als Br. Pet. Böhler in Newyorck predigte und sonderl. die Worte, Ps. 45, 11.12
anführte:  Höre Tochter schaue drauf und neige deine Ohren, vergiß deines
Volcks und deines Vaters Hauses; so wird der König Lust an deiner
Schöne haben, denn Er ist dein HErr, und du solst Ihn anbeten.  Diese
Worte fuhren wie ein Pfeil in mein Herz, und ich fühlte einen
Ruff mich ganz dem Heiland und der Gemeine zu ergeben.  Als
ich das erstemal vom Kirchen-Abendmahl blieb, war der Prediger
sehr unruhig, und schickte deswegen seine Frau zu mir mich zufrag
warum ich weg geblieben wäre?  Ich antwortete ihr, daß ich resolvirt
sey mich zu den Brüdern zuhalten.  Der Prediger kam auch selber
und bezeugte sein Wehethun, weil ich seine Kirche verlaßen wolte;  da
er aber sahe, daß ich veste determinirt war zu den Brüdern
zugehen, so sagte er, er wolte mir nicht hinderlich seyn, sondern
des HErrn Segen dazu wünschen.  Meine 2 ältesten Brüder sezten
mich auch zur Rede, wie ichs verantworten könte meine Kirche
zu verlaßen, darinnen ich geboren und erzogen sey, und das Abdm.
mit genoßen hätte?  Ich gab ihnen zur Antwort: Wenn wir ein-
mal vor dem l. Heiland erscheinen würden, so würde er nicht
fragen, zu welcher Kirche wir gehöret hätten, sondern ob
wir in seine Blutgerechtigkeit eingekleidet worden?  Drauf
liesen sie mich gehn.    Den 6tn Oct. 1755 wurde ich in die
Gemeine aufgenommen, dabey ich einen seligen Frieden Gottes
in meinem Herzen fühlte.  1757 nahm mich der Heiland in
eine aparte Schule und deckte mir mein Grundverderben
mehr auf als je zuvor.  Es ging mir aber sehr schwer ein ///
mich so sündig zu fühlen und zu erkennen, da ich schon so viel
Gnade an meinem Herzen erfahren hatte; allein es wurde
mir klar, daß ich alle Tage so arm und elend zum Heiland
kommen müßte, wie das erstemal, da Er mir meine Sünden ver-
geben und angenommen hatte.  Anno 1758 d. 19tn Febr. wurde ich
Candidat und d. 16tn Apr. zum Abdmahl confirmirt.  Ich hatte aber
so einen starcken Trieb zur Gemeine in Bethlehem, daß ich Tag
und Nacht keine Ruhe hatte, wußte aber nicht wie ich von
meiner l. Tante los kommen solte, weil wir ein Herz und Seele
mit einander waren.  Weil ich gewohnt war oft in Bethlehem
zu besuchen, so ging ich unter den Vorwand wieder dahin, und
kam den 11tn May in meinem l. Bethlehem an.  Ich entdeckte den
Geschwistern bald mein Verlangen, und bath sie den Willen des
Heilands wegen meines Hierbleibens zu erfragen; und zu
meiner großen Freude, kriegte ich am 22tn May Erlaubnis zum
bleiben und zog in mein l. Chorhauß.  d. 10tn Jun. ging ich mit der
Gemeine das erstemal zum Abdmahl. Durch mein Bleiben
zog ich meiner Tante großen Unwillen zu, weil sie mich zärt-
lich liebte und zu ihrer Erbin destinirt hatte;  Allein es war
mir alles feil, und der Heiland machte mich von allen meinen
Bluts-Freunden los.  Nachdem ich 1 _ Jahr in meinem {Schw. Hause} l. Chorhause
vergnügt zugebracht hatte, dafür ich dem Heiland nicht genug dancken
kan, so wurde ich zu den Kindern gethan, und diente ihnen mit Ver-
gnügen, hatte aber selbst eine eigene Schule für mein Herz.
1761. hatte ich die Gnade ins Stunden Gebeth zu kommen, welches
mir zum Seegen war.  ao. 1762 wurde ich zur Acoluthie angenommen.
Nachdem ich 5 Jahr bey den Kindern gedient hatte, so trat
ich ao 1764 mit dem led. Bruder Nic. Heinr. Eberhardt in die
Ehe.  Nach unserer Trauung reißten wir nach Litiz, allwo
/// mein l. Mann dem Diaconat diente und des Br. Mattheus sein Ge-
hülfe im predigen war, und ich nahm die Wirthschaft der gemein-
schaftlichen Haushaltung über mich.  Ao 1765 erhielten wir einen
Ruf nach Oldmanns Creek in den Jersys zur Bedienung des
dortigen Häufleins.  Ich fühlte mich sehr untüchtig dazu, traute
es aber dem Heiland zu, daß er mir würde Gnade u. Gabe
dazu schenken, welches ich auch im reichen Maas erfahren
habe, zum Segen für mein eigen Herz.  Wir hatten auch manches
Schwere auszustehen indem wir oft beide am Fieber kranck lagen.
Ao 1768 wurde uns die Bedienung des Gemeinleins in Mona
Rosy nun Graceham in Maryland aufgetragen, allwo sich der
Heiland sehr gnädig zu uns bekennte und lies uns viel Freude
an unsern Geschwistern sehen.  ao 1770 d. 18tn apr. gefiel es un-
sern l. Herrn meinen vielgeliebten Mann zu sich heim zunehmen
welches mir einen tiefen Schmerz veruhrsachte, aber auch die
Tröstungen meines besten Freundes auf eine unbeschreibliche
Weise inne wurde.  Ich zog hernach nach Bethlehem ins Witt-
wen Hauß, allwo ich viel seliges für mein Herz genoßen
habe, ohnerachtet ich mein Brodt selbst verdienen mußte.
Ao. 1778 d. 19tn. Febr. wurde ich in Litiz mit dem Br. Grube durch Br.
Matthaeum getraut, und übernahmen das Ehechor helfer-Amt,
dazu uns der Heiland bey allen Mängeln und Gebrechen seine
Gnade und Beystand verliehen hat.  ao 1780 wurde ich zur Dia-
conissen eingesegnet.  ao 1784 wurden wir durch Geschw.
Denckens abgelößt und kamen auf ein paar Monath nach Gna-
denthal, und im Decemb nach Br. Neussers Heimgang zur Bedienung
des Gemeinleins in Philadelphia, allwo wir ein Jahr lang ver-
blieben und durch Geschw. Meders abgelöst wurden, deren Stelle
in Hope wir besezten.  Nach 1 _ Jahren kamen wir {endl.} nach vielen Jahren
wieder nach Bethlehem, allwo wir 4 Jahr verblieben und ich ge-
noß viel Seegen für mein Herz, bis unsere Geschw. Mart. Becks von
Emaus nach Graceham berufen wurden, und wir ihre Stelle ad interim
besetzen mußten.  Das erste Jahr war ich so ziemlich wohl, aber zu
Anfang 1792 fing ich an zu kränckeln und litte sonderl. in der Nacht viele
Schmerzen von Krämpfen in den Beinen, welche hernach in Unterleib
zogen, dabey sich täglich ein schleichendes Fieber einfand,  es wurden
allerley Mittel angewendet, allein die Kranckheit konte nicht gehoben
werden. So weit ihr eigener Aufsatz.
Ihr l. Mann thut hinzu:
Sie war mir eine treue und liebe Gehülfin, die
ich aus der Hand des Heilands empfing, und sie heute wieder mit Thränen
in seinen Arm und Schooß übergeben habe.  Wir hatten mit einander
beynahe eine fünfzenjährige vergnügte und gesegnete Ehe.  Sie hatte
ein sehr munteres Gemüth, konte herzlich liebhaben, und wurde
auch wieder von jedermann geliebt, sonderlich hatte sie eine aparte
Liebe zu den Kindern.  Die Geschwister hier, welche sie fleißig besuchten
hätten gerne ihr Wieder aufkommen gesehen;  allein da war keine Hofnung
dazu da, in dem die Schmerzen im Leibe und der Geschwulst an den Beinen sich
vermehrten, dazu noch die lezten Tage der unausstehliche Magen Krampf
kam.  Sie rief den Heiland imbrünstig an, und bath daß {bath auch die} die Geschwister
{daß} ein gleiches thun möchten. {Ja} Sie rief oft aus, lieber Heiland kom doch, komm
und hohle dein armes und voller Schmerzens kranckes Schäflein zu dir,
ich bin ja dein, und will mich gerne als deine arme Sünderin unter
deine Füße legen.  In ihrer ganzen langen Kranckheit war sie sehr gedultig
hatte einen beständigen Umgang mit dem Heiland, und betete fleißig
für die Gemeine.  Mit ihrem Mann, machte sie einen zärtlichen und
sünderhaften Abschied.  Und so vollendete sie ihren Lauf hienieden, d. 16tn Janr
Nachmitternacht in der 3tn Stde, da ihr der Segen des Herrn von ihrem l.
Mann im Gefühl der Nähe Jesu ertheilet wurde, und so entschlief sie
sanft u. selig {ein}, nachdem Sie ihre Wallfahrt hienieden gebracht hatte
auf 65 Jahr 1 Monath u. 8 Tag.
Ruhe sanft du liebes Herze, nach so mancher Angst und Schmerze
In des Bräutgams Blut und Wunden, drinnen du dein Heil gefunden
Bey den durch gebohrten Füßen, wirst du ewiglich genießen
unaussprechlich süße Weide, ewge Wonne, Fried u. Freude.

Beym Begräbniß der l. selig entschlafenen Schwester Sarah Grube

in Emaus d. 20tn Janr 1793

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A. Nach der Leichen-Rede und dem Lebens-Lauf

Chorus.  Du bist kommen zu dem Berge Zion, und zu der Stadt des lebendigen
Gottes; zu dem himmlischen Jerusalem, zu der Menge vieler 1000 Engel
zur Gemeine der Erstgebornen, die im Himmel angeschrieben sind; zu
Gott dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollkommenen
Gerechten.  Du bist kommen zu dem Mittler des neuen Testaments Jesu,
und zum Blut der Besprengung.

B.  Beym Liebesmahl

Chorus. So ruhe nun in Jesu Schooß, o Selige dein Glück ist wahrlich groß,
In jener Zahl Vollendeten zustehn, wo’s ewig tönt:
Wir sind durchs Blut versöhnt!  Das Lamm für uns gestorben
Hat Leben uns erworben!       So ruhe nun in Jesu Schooß
o Selige!  Dein Glück ist wahrlich groß.
Chor.   Das Lamm mitten im Stuhl wird sie weiden, und leiten zu den leben-
digen Waßerbrunnen, und Gott wird abwischen, ihre Thränen von
ihren Augen.
Nachruf.  Ja! geliebte Magd des HErrn, die von uns geschieden
sah man dich gleich herzlich gern, noch bey uns hienieden
gönnt man dir, die sanfte Ruh, doch an Jesu Wunden
worinn hier schon immer zu, dein Herz hat Ruh gefunden
Ach wie gerne mühtest du dich, deinen Freund zu Liebe
wie war’n Ihm so williglich, geweyht deine Triebe
Wie lag jeder Seele Heil, Dir so nah am Herzen
Wie so zärtlich nahmst du theil, an Freud und an Schmerzen
Wie erbaulich und wie schön, noch in krancken Tagen
war dein Wandel anzusehn! nie hört’ man dich klagen;
froh und heiter blieb dein Blick auch bey Schmerz und Leiden
Und wie schätztest du dein Glück bald zum HErrn zuscheiden
Ach den Freund kanst du nun sehn, an dem du gehangen
Der dir über alles schön, nun wird dein Verlangen
Ganz gestillt;  Nichts störet dich, im Genuß der Freuden
die im Jammer thale sich noch vermengt mit Leiden
Dein Andencken soll dann hier, stets im Segen Bleiben
Bis wir droben einst mit dir, sehn was wir hier gläuben.
Jacob van Vleck.

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